Bei einem Informationsbesuch informierte sich der niederbayerische Europaabgeordnete Manfred Weber am Beispiel der Flurneuordnung zur Entwicklung des ländlichen Raumes im Gäuboden. Der Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) Landau, Hans-Peter Schmucker, informiert den Europaabgeordneten und EVP-Fraktionsvorsitzenden Manfred Weber am 26. Oktober 2021, zusammen mit Bauoberrat Andreas Schmidt, im neuen Straßkirchner Ratssaal. Am Beispiel der geplanten Flurneuordnung Gäuboden mit den beteiligten Gemeinden Feldkirchen, Irlbach, Leiblfing und Straßkirchen konnten die ALE-Funktionsträger im Rathaus Straßkirchen aktuelle Informationen weiterleiten. Es waren die Bürgermeisterin und Vizelandrätin Barbara Unger, Bürgermeister Armin Soller, Bürgermeister Moll, Bezirksrat Franz Schreyer und ILE-Vorsitzender Christian Hirtreiter mit dabei und konnten bei der Diskussion wichtige Themenfelder ansprechen. Zunächst konnte sich der neue Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern, Hans-Peter Schmucker, persönlich und mit seinem beruflichen Werdegang mit einer Schwerpunktlegung auf seine lange Wirkungsstätte bei der ländlichen Entwicklung in der Oberpfalz vorstellen. Im Rahmen des Gesprächstermins wurden wichtige Themenfelder wie das Regionalbudget, das Kernwegenetz, aber auch das Engagement des ALE bei Dorferneuerungsmaßnahmen thematisiert.
ILE Gäuboden ein Vorbildprojekt
Bauoberrat Schmidt konnte die ILE Gäuboden als eine der Vorbildregionen in der ländlichen Entwicklung vorstellen. Der ILE Gäuboden gehören die sieben Kommunen Aiterhofen, Feldkirchen, Irlbach, Leiblfing, Oberschneiding, Salching und Strasskirchen aus dem Landkreis Straubing-Bogen an, die sich im Jahr 2012 für die interkommunale Zusammenarbeit im Rahmen einer ILE entschieden haben. In einem breit angelegten Beteiligungsprozess erarbeiteten sie zwischen 2014 und 2016 ein Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept (ILEK). Aktuell befinden sich zahlreiche Kleinprojekte im Rahmen des Regionalbudgets 2021 in der Umsetzung, welche einen positiven Einfluss auf die jeweilige Kommune haben. Der neue Amtsleiter Schmucker betonte, dass die Integrierte Ländlichen Entwicklung aus seiner Sicht wesentlich dazu beiträgt, Regionen zukunftsorientiert und lebenswert zu gestalten. „Ziel ist es, ökonomische, ökologische oder soziale Projekte, die eine Gemeinde alleine nicht realisieren könnte, gemeindeübergreifend zu planen und umzusetzen sowie Einsparmöglichkeiten zu erschließen.“ Er lobte ausdrücklich die zukunftsweisende Zusammenarbeit der sieben Gemeinden der ILE Gäuboden, die diese Potentiale erkannt und engagiert aufgegriffen haben. Mit Einführung des Umsetzungsmanagements im Jahr 2021 soll die gesamte Region ILE Gäuboden neue Impulse erhalten. Seit 2021 unterstützt eine Umsetzungsbegleiterin den kommunalen Zusammenschluss der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Gäuboden. „Dafür stellen wir in den nächsten beiden Jahren 107.500 Euro an Fördermitteln zur Verfügung“, erklärte Schmucker. Während das ALE Dreiviertel der Kosten übernimmt, teilen sich die sieben Mitgliedsgemeinden der ILE die verbleibenden Ausgaben anteilsmäßig, so Schmucker.
„Boden:ständig-Projekte“ sind wichtig
„Das ALE Niederbayern ist insbesondere in Bezug auf die Initiative „boden:ständig“ eine der bedeutsamsten Schwerpunktregionen in ganz Bayern.“ In „Boden:ständig-Projekten“ engagieren sich Menschen, die vor Ort an der Lösung bestimmter Probleme arbeiten, wie z. B. lokale Überschwemmungen nach Starkregen, Erosion von wertvollem Ackerboden, Nährstoffeinträge in Gewässer oder Wassermangel durch extreme Trockenperioden. Das Motto von „boden:ständig“ lautet: „Das Machbare jetzt tun!“ Landwirte bewirtschaften ihre Fläche so, dass diese Wasser besser speichern können und der Boden dort verbleibt, wo er hingehört. Gemeinden und Landwirte engagieren sich gemeinsam, um den Wasserabfluss in der Flur zu bremsen und Wasser in Rückhaltungen zu speichern. Die Initiative boden:ständig ist eine „Ermöglicherplattform“, koordiniert von der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Im Moment sind etwas mehr als 100 Projekte in Bayern am Laufen.
Schmucker weiter: „Schockierende Nachrichten über unwetterartige Starkregenereignisse, Sturzfluten und Hochwasser haben uns in den letzten Monaten aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Bayern erreicht. Auch einige Nachbarländer waren betroffen. In den beiden letzten Jahren hingegen litten weite Landstriche Deutschlands unter extremer Trockenheit. Wir alle bekommen die verschiedenen Facetten des Klimawandels zu spüren. Die Klimaextreme fordern die Verwaltung für Ländliche Entwicklung heraus, zusammen mit den Landwirten die Landschaft so umzugestalten, dass bei Starkregenereignissen anfallendes Wasser in der Fläche zurückgehalten und zeitverzögert an die Vorfluter abgegeben wird. Zum anderen ist es ebenso notwendig zur Vorsorge für Trockenzeiten Wasser in der Landschaft zu speichern.“
Bauoberrat Schmidt ergänzte: „Boden:ständig-Projekte“ können nur dann erfolgreich sein, wenn die Landwirte voll überzeugt dahinter stehen und aktiv mitmachen. Wir brauchen aber auch die fachliche Unterstützung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Wasserwirtschaftsämter sowie einen kräftig anpackenden Landschaftspflegeverband, so wie dies im Landkreis Kelheim der Fall ist.“ Im weiteren Verlauf des Gespräches wurde auf verschiedene Aspekte des breit gefächerten Instrumentenkastens der Verwaltung für Ländliche Entwicklung, insbesondere des ALE Niederbayern, eingegangen.
Weber: ländliche Entwicklung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
„Das ALE Niederbayern ist ein wichtiger Partner für unsere Kommunen. Gemeinsam arbeitet man mit verschiedenen Maßnahmen am Erhalt eines attraktiven und lebenswerten ländlichen Raums. Auf europäischer Ebene ist es uns gelungen, die Mittelausstattung im Agrarhaushalt soweit abzusichern, dass auch künftig eine stabile Fördermittelausstattung der Ämter für Ländliche Entwicklung von EU-Seite sichergestellt ist. Wir wollen, dass wichtige Projekte in den Kommunen umgesetzt werden können“, sagte MdEP Weber. MdEP Weber betonte auch Lösungen zu aktuellen Herausforderungen bzw. für eine zukunftsgerechte Entwicklung des ländlichen Raums sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zum Teil werden die Planungen auch schon mit konkreten Maßnahmen umgesetzt, was sehr erfreulich sei.
Bezirksrat Franz Schreyer (Straubing) bekräftigte, dass gerade das übergreifende Vorgehen beispielsweise beim Programm „Boden:ständig“ Erosionsschutz, Hochwasserschutz und Gewässerschutz verbinde, was einer engen Partnerschaft aller beteiligten Fachstellen, Kommunen und Landwirte bedürfe.
Abschließend waren sich die Gesprächspartner darüber einig, dass ergänzend zu den Kernaufgaben der Verwaltung für Ländliche Entwicklung in den letzten rund 20 Jahren zahlreiche neue Förderprogramme und Initiativen hinzugekommen sind. Deshalb ist auch die Nachfrage der ländlichen Kommunen nach den Leistungen der Ämter für Ländliche Entwicklung so enorm hoch.
Thematisiert wurden bei dem gemeinsamen Treffen im Straßkirchner Rathaussitzungssaal insbesondere auch die weitere Vorgehensweise bei der Umsetzung des vorliegenden Kernwegenetz-Konzeptes sowie das Themenfeld „Dorferneuerung“. Bürgermeister Hirtreiter dankte dem Europaabgeordneten für die entgegengebrachte hohe Wertschätzung sich für die ländlichen Entwicklung im Gäuboden besonders zu interessieren und Unterstützung zu leisten.